Ihr Lieben,
ich habe sooo lange schon wieder nichts zu „Papier“ gebracht, weil mich andere Dinge fordern und mir so wenig Raum zum Denken und Schreiben bleibt.
Aber ich möchte eigentlich schreiben – wenn auch nur sporadisch.
So belastet mich – nicht nur in den vergangenen Wochen – ein Thema, welches uns alle betrifft: „Flüchtlinge“.
Vor einigen Tagen habe ich einen Kommentar einer Reporterin des ARD auf Facebook verfolgt – in welchem sie ganz klar zum Protest gegen Menschenfeinde aufruft – in dem Fall Deutsche, die sich mehr oder weniger geschickt gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aussprechen.
Sie sagte, dass es vom hetzenden Kommentar auf Facebook nicht mehr viel wäre, das zum Anzünden eines Asylheimes fehle.
Und ja – ich bin nicht einverstanden mit der Hetze, die manche Deutsche betreiben. Ich finde, dass diese Reporterin Recht hat, wenn sie sagt, dass es die gleichen Argumente sind, wie zu Zeiten des dritten Reichs.
Aber ich bin auch der Meinung, dass neben den offensichtlich „Rechten“ viele Deutsche „Angst“ haben – und diese schlichtweg unglücklich zum Ausdruck bringen.
Ich persönlich weiß auch nicht, in welche Schiene ich mich da einordnen sollte.
Ich bin kein Ausländerfeind, bezeichne mich selbst als tolerant und kann niemals gut heißen, was von einer Vielzahl von Menschen Volksverhetzend angedeutet wird.
Ich bin der Meinung, dass Menschen, die gemeinhin einfach nur „Flüchtling“ genannt werden, ein ganz grausames Schicksal hinter sich haben – und ich finde es richtig, dass betont Wir, aber eben auch andere Nationen, helfen.
Aber mir kommt es manchmal so vor, als „müssten“ vor allen Dingen „wir Deutschen“ helfen, wegen der Verbrechen zu Zeiten des dritten Reichs – und das akzeptiere ich nicht.
Ich meine, ich als Deutsche – geboren fast 50 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg – muss nicht mehr die Verbrechen sühnen, die nicht einmal von meinen Eltern begangen worden sind.
Wir dürfen diese Ereignisse niemals vergessen, geschweige denn wiederholen lassen – aber dafür sorgen neben unserer eigenen Regierung auch die, aller anderen Staaten der Erde.
Ein zweites „drittes Reich“ erscheint mir so unmöglich, wie die Tatsache, dass in Afrika jemals Reichtum und Wohlstand Einzug halten.
Dabei soll es gar nicht um die NS Zeit gehen. Es geht um Flüchtlinge – die ebenfalls Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg geboren sind. Hier einen Zusammenhang zu erstellen halte ich grundsätzlich für falsch!
Während wir hier in Zentraleuropa den Luxus genießen, seit eben diesem zweiten Weltkrieg keine Kriegsgeschehen mehr erlebt haben zu müssen, leben Menschen aus Afrika sowie vielen Teilen Osteuropas und Westasiens im Bürgerkrieg und müssen – auch vollkommen „unschuldig“, mit ansehen, wie ihre Familien, ihre Heimat und alles andere um sie herum zerbricht.
Nur können wir diesen Menschen wirklich helfen, indem wir sie aufnehmen und in einem Land beherbergen, dass es nicht einmal hin bekommt, die eigene Bevölkerung vollends zu versorgen?
– ich denke nicht.
Erst wenn in der eigenen „Familie“ – und damit meine ich die „Landesfamilie“ – alle gesund sind, kann ich hingehen und andere heilen.
Bin ich nun mit meiner Meinung ein „Ausländerfeind“ und „Menschenhasser“?
Nein. Ich bin Deutsche, die in diesem deutschen Land lebt und vor allem miterlebt, wie vor unseren eigenen Türen die eigenen Menschen vor die Hunde gehen. Und ich bin der Meinung, würden all die schlauen Menschen, die sich nun gegen all die Volksverhetzer aussprechen und stark machen, ihre Intelligenz, Reichweite und auch ihren Einfluss dazu nutzen, unser Land wieder fit zu machen, gäbe es viele der allgegenwärtigen Probleme nicht.
Und die Debatte wäre hinfällig.
Denn ein Hass ensteht nur aus Angst – hier der Angst davor „noch schlechter“ zu leben.
Mir ist bewusst, dass unsere Standards in vielen Teilen der Welt als luxuriös gelten – und uns wird an vielen Stellen eingehämmert, wie dankbar wir für diese Form von Luxus sein müssen.
Das Komische bleibt, hier sagt uns niemand „DAS haben deine Eltern geschaffen“. Denn erinnern dürfen wir uns nur daran, was in der Vergangenheit „falsch“ gemacht worden ist – nicht etwa daran, was wir der Arbeit und dem Fleiß unserer Vorfahren verdanken.
Und es bleibt wahr, dass es unsere Großeltern waren, die dieses Land und unseren Wohlstand aufgebaut und entstehen haben lassen – keiner von ihnen, hat irgendeinen Standard „geschenkt“ bekommen.
Auch zahlen wir alle – alle die, die wir uns „Deutsche“ nennen, einen hohen Preis dafür, eben deutsch zu sein; in jedem Urlaub in einem anderen, fremden Land (in dem einen mehr und in dem anderen weniger) und in jeder Debatte um das Wohlergehen von Ausländern, Flüchtlingen und Asylanten – die wir seit je her in diesem, unserem Land, leben lassen und unterstützen.
Wenn wir so weiter machen, wird es nicht lange dauern, bis es dieses Land nicht mehr geben wird und dann sind wir die „Heimatlosen„.
Und in Anbetracht aller Feindlichkeiten diverser anderer Nationen und auch dem Türken an der Straßenecke, sowie jedem anderen, der nebenan wohnt und meine Sprache nicht spricht, stelle ich ganz leise – und auch ängstlich – die Frage: Wohin kann ich als Flüchtling gehen?
Mit diesen Worten melde ich mich zurück und verabschiede mich für den Moment, der hoffentlich nicht wieder mehrere Monate heißen wird 🙂
Euer Ich
– Kira 🙂