cast: Jessica Lange, Kathy Bates, Angela Bassett, Sarah Paulson u.a.
year: 2014-2015
in 13 Folgen.
Im Zentrum der vierten Staffel „American Horror Story“ steht das Kuriositäten Kabinett – eine s.g. „Freakshow“ – von Elsa Mars (Jessica Lange), einer deutschen Bühnenkünstlerin, die nach dem Krieg nach Amerika ausgewandert ist – und den Zuschauer ganz bewusst an eine abgewrackte Version von Marlene Dietrich erinnert.
Schausteller ihres Kabinetts sind ausschließlich „Freaks“ – die als solche meist irgendeine unnormale „Behinderung“ aufweisen. Von der Außenwelt geächtet versammeln sie sich in der einem Zirkus stark ähnelnden Show und verdingen gemeinsam – abgeschieden von den „normalen Menschen“ – ihr Leben und ihren Alltag nahezu familiär.
Doch mit dem Einzug des Kabelfernsehens sterben die, zuvor wohl zahlreich existierenden, Freakshows aus und das Kuriositäten Kabinett gehört zu den letzten noch existierenden Freakshows.
Schnell hatte sich gezeigt, dass jeder einzelne Freak eine teils grausame Geschichte hinter sich hat und in Elsa’s Show so etwas wie „Glück“ gefunden hat und ihr dafür auch zutiefst dankbar ist.
Die Dankbarkeit der meisten äußert sich in einer nahezu glorifizierenden Untertänigkeit – welche Elsa kurz gesagt auch genau so erwartet und genießt.
Die Staffel zeigt ein wirres auf und ab der einzelnen Charaktere – die teilweise auch sterben indem sie mit unter anderen Freaks, aber auch der der „öffentlichen Angst“ zum Opfer fallen.
Neben den wenigen Momenten, in welchen die Show Besucher hat oder Rückblenden in die grausame Vergangenheit einzelner Freaks einen Eindruck ihrer Erfahrungen mit „normalen Menschen“ liefern, gibt es nur wenige Menschen, die ohne selbst ein Freak zu sein in dieser Staffel eine „wichtige“ Rolle spielen – denn entgegen der ersten Annahme, ist nicht einmal Elsa selbst „normal“, was der Zuschauer bereits in der dritten Folge erfährt – in der Serie jedoch der breiten Anhängerschaft bis zum Ende verborgen bleibt.
So misst man dem psychopathischen Dandy und seiner weltfremden Mutter eine entscheidende Bedeutung zu, ebenso wie dem schwulen Hobby-Doktor Stanley mit seiner Komplizin Maggie (Emma Roberts) – die sich im weiteren Verlauf jedoch von dessen Machenschaften abwendet und ebenfalls in der Freakshow ein Zuhause findet – auch ohne selbst ein Freak zu sein.
Interessant ist auch die mit Kathy Bates besetzte Figur Ethel – eine Frau die ein Freak ist, weil ihr ein Bart wächst und gleichzeitig die allein erziehende Mutter von Jimmy, einem jungen Mann, der s.g. „Hummer-Hände“ hat.
Für mich ist sie hier das Sinnbild von „Familie“ – weil sie mit ihrem Engagement nicht nur die gesamte Freakshow als solche zusammenhält, sondern auch den größten Anteil an der glorifizierenden Darstellung Elsa’s Person zu Eigen hat.
Ihrer Aussage nach ist Elsa „perfekt und hat ein großes Herz gezeigt„, in dem sie ihresgleichen aufgenommen und ihnen ein Zuhause gegeben hat. Das sie dieses Zuhause überhaupt erst zu einem solchen werden lässt, sieht sie selbst nicht.
Dem Zuschauer wird hingegen, wie bereits erwähnt, schnell klar, dass dieses große Herz viel mehr der Versuch ist, sich selbst besser darzustellen und zu fühlen – was Ethel im weiteren Staffelverlauf auch bewusst wird und sie dazu bringt, Elsa soweit herauszufordern, dass diese sie tötet.
Ebenso bedeutend sind aber auch die „Tattler-Zwillinge“ Bette und Dot – siamesische Zwillinge, mit nur einem Körper und zwei Köpfen. Ihre Emotionen, Ängste und Wünsche nehmen neben der Freakshow an sich, den größten Umfang ein.
Sicher könnte ich nun alle einzelnen Charaktere erwähnen – da sie mitunter alle eine entscheidende Rolle und Aufgabe innerhalb der Staffel einnehmen – doch ich finde, die benannten sind die Schlüsselfiguren, die dieser Staffel ihre Seele geben.
Unterm Strich ist jede Folge in sich schlüssig gewesen und auch der Schluss lässt wenige Fragen offen. (Deutsche Suchtlappen werden diesbezüglich erst heute abend „beglückt“ – ihr habt es also auch bald geschafft 🙂 )
Doch die gewohnte Schlusspointe – die dann so einfach mal alles auf den Kopf stellt fehlt dieses Mal leider völlig und diese vierte Staffel stellt so eine eher schwache Leistung im Verhältnis zu Asylum dar.
American Horror Story: Freakshow ist eine passable Staffel, die sich gut anschauen ließ – womit sich meine Review deutlich von denen im Internet gängigen Rezensionen abhebt. Meist wird sie nämlich einfach nur verrissen und als „schlecht“ bezeichnet – was sie in meinen Augen keineswegs ist.
Ich denke es ist nur relativ schwierig nach einem Reißer wie Asylum „noch besser“ zu werden.
Ich hingegen freue mich nach dieser Staffel immer noch genauso sehr auf die nächste – und hoffe auch weiter, dass Jessica Lange uns auch in dieser Staffel erhalten bleibt.
Sie ist am Rande bemerkt auch mit großem Anteil Schuld daran, dass mir diese Serie so außerordentlich gut gefällt – weil sie eben einfach gut ist.
Ich hoffe meine Review hat nicht zu sehr gespoilert und ihr macht euch danach selbst einen Eindruck von der vierten Staffel, die in sich einfach schlüssig und gut anzusehen bleibt.
Dadurch, dass die Staffeln, mit Ausnahme von einzelnen Charakteren (u.a. „Pepper“, die sowohl hier als auch schon in Asylum präsent war), jedoch von einander getrennt ablaufen und im Kern nichts mit einander zu tun haben, könnte man diese Staffel auch einfach auslassen – würde aber dann auch so tolle Folgen, wie mitunter das Cover von Lana del Ray’s „Gods and Monsters“ (gesungen von Jessica Lange) verschmähen – welches es definitiv besser verdient hat!
In diesem Sinne – mehr davon und ich bin sehr gespannt auf die Thematik der kommenden Staffel – American Horror Story: Hotel!- Kira 🙂