Ja…der Oktober. Jedes Jahr treffe ich ihn wieder – doch mehr könnte ich sagen: der Oktober trifft mich, so wie jeden Menschen, jedes Jahr einmal und wirft mich in einen Sog aus Erinnerungen, Einsamkeit und einen Zustand des Vermissens – mehr noch, als jeder andere Monat das könnte.
Gedankenschrott-Time auf k1von3.de – immer mal wieder, meist um das wiederkehrende Thema „Verlust“
Es war nicht gestern – und im Grunde ist schon unglaublich viel Gras über „die Sache“ gewachsen. Doch begleitet mich mein Verlust, jeden Morgen, den ich aufstehe – und überhaupt an jedem Tag der vergangenen Jahre.
Ich glaube nichts auf der Welt ist so ehrlich wie die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind und nichts ist „selbstverständlicher“ als die Liebe eines Kindes für seine Mutter.
Auch heute scheint alles noch so unwirklich – so unfassbar, dass mich die schmerzliche Wahrheit immer wieder auf’s Neue einholt.
Lange Zeit hat mich mein Verlust krank gemacht – und wenn ich „krank“ sage, dann meine ich so richtig krank, denn ich war müde auf das Leben. Die kleinsten Dinge boten mir unüberwindbare Hürden: schlafen, aufstehen, waschen – ein offenes Ohr für meine Lieben wurden für mich so unmöglich, dass mir viele Menschen den Rücken zugekehrt haben und mir damit deutlich klar gemacht haben, dass mit mir irgendwas nicht richtig zu sein scheint.
Heute – einige Jahre später, bin ich nicht länger krank. Meine einstigen Depressionen sind einem anhaltenden Zustand gewichen, den ich nicht ändern kann – und daher annehmen muss. Das versuche ich nun, jeden Tag erneut.
Oft sehe ich mich mit Unverständnis konfrontiert und muss anderen Menschen meine Lage „erklären“. Doch wie erkläre ich etwas, dass nicht erklärt werden kann, sondern erlebt werden muss, um es zu verstehen? Und was für ein schrecklicher Mensch wäre ich, würde ich mir genau das wünschen – also das mich andere Menschen verstehen – müsste ich doch im gleichen Atemzug wünschen, dass eben diese Menschen ihre Wurzeln verlieren, genauso wie ich.
Aber ich „weiß“ und würde es mir niemals wünschen. Niemand hat das verdient – nicht einmal die Menschen, die ihr Unverständnis dazu nutzen, mich zu degradieren und mir damit sagen, wie es „richtiger“ wäre, sich zu verhalten.
Auch habe ich oft zu hören bekommen, dass ja „irgendwann einmal gut ist“ und das Leben weitergeht. Und das tut es auch – ohne jeden Zweifel – in meinem Fall aber eben „alleine“, was wiederum die breite Masse nicht zu verstehen im Stande ist.
Ein wahrer Verlust ist nichts, dass man in Worte fassen kann. Es ist ein tiefes Gefühl, dass nicht nur weh tut, sondern so ziemlich jedes andere Gefühl auslösen kann.
Man kann nur verlieren, was man geliebt hat – und man kann nur die Umstände hassen, die einem etwas wegnehmen, dass unwiederbringlich ist und auch bleibt.
Der Oktober erinnert mich – mehr noch als sonst irgendein Monat, an meinen ganz persönlichen Verlust. Ich vermisse, liebe uneingeschränkt, gedenke und danke meiner Mama, die in meinem Leben nur 21 Jahre neben mir wandern durfte.
Immer wieder muss ich erschöpft erkennen, dass mein restliches Leben – sofern ich nicht vor einen Bus laufe – so viel länger dauern wird, als meine Erinnerungen „alt“ sind.
Schon heute weiß ich nicht mehr, wie sie sich angehört hat – ich habe es einfach vergessen. Und ich habe große Angst davor, auch andere Dinge im Laufe der Zeit zu vergessen. Doch auch diese Dinge vermisse ich immer weiter und jeden Tag mehr den ich morgens aufstehe.
Dies waren ein paar ehrliche Gedanken zu den Gefühlen, die mich ereilen, wenn ich an einen Menschen denke, dem ich auf dieser Welt alles verdanke.
– Kira 🙂